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Zweite Erde? Wohl eher nicht...

Erinnern Sie sich noch an den 22. Februar?

Nein?

Das war der Tag, an dem die NASA die Entdeckung des Planetensystems Trappist-1 bekannt gab. Um den roten, nur 0,08 Sonnenmassen großen Zwergstern kreisen sieben Planeten von mehr oder weniger Erdgröße. Und das nicht einmal 40 Lichtjahre von uns entfernt. Der eigentliche Hammer aber ist, dass sich 3 Planeten in der habitablen Zone befinden, also ihren Stern in einer Entfernung umkreisen, die Temperaturen für flüssiges Wasser zulässt! Wasser in flüssiger Form gilt als unabdingbar für Leben, wie wir es kennen.

In den Tagen nach dieser Meldung griffen von Bild der Wissenschaft bis Bild für Bildungsfreie alle das Thema auf. Prompt war die zweite Erde entdeckt, ach was, gleich drei zweite Erden und natürlich gaben sich rund um Trappist-1 Vulkanier, Wookies und Arkoniden die Klinke in die Hand! Presse, Internet und Fernsehen waren voll von künstlerischen Darstellungen, die blauweiße Planeten vor einem roten Stern zeigten. Selbst Werbeposter für Urlaubsreisen ins Trappist-System gibt es schon. Wahrscheinlich hat Donald Trump schon sämtliche Folgen von Startrek geschaut, um zu lernen, wie er auch auf interstellarer Ebene sein Gegenüber brüskiert.

Vermutlich hat er das, zumindest vorerst, umsonst gelernt, denn die Sache sieht vermutlich ganz anders aus.

Ein kleines Problem dabei ist, dass wir die Planeten von Trappist-1 nicht direkt beobachten können, weil, auch mit den besten Instrumenten, ein erdgroßer Planet in 380 Billionen Kilometern Entfernung nicht zu sehen ist. A: zu klein, B: sein Stern überstrahlt ihn. Anhand der Transitmethode wissen wir nur, dass die Planeten da sind, welche ungefähre Masse sie haben, in welcher Entfernung vom Zentralgestirn sie unterwegs sind und wie lange sie für einen Umlauf brauchen.

Das ist schon eine ganze Menge, aber mehr wissen wir nicht.

Die geringe Masse von Trappist-1 und die vergleichsweise winzigen Umlaufbahnen der Planeten legen nahe, dass diese in gebundener Rotation kreisen. Ergo wenden sie dem Stern immer die gleiche Seite zu, was vorne doof wäre, weil sehr warm und hinten doof wäre, weil sehr kalt. Was das sonst noch so anrichtet, kann man sich auf der Venus sehr schön anschauen.

Dann wäre da noch eine Eigenschaft roter Zwergsterne, die Leben gegenüber einigermaßen unhöflich ist. Die Dinger neigen aufgrund ihrer geringen Masse und damit auch geringerer Gravitationskraft, zu sehr häufigen Masseausbrüchen. Kennen wir von unserer Sonne auch, aber wir sind weit genug weg und die Sonne ballert eher moderat damit herum. Zudem haben wir ein tolles Magnetfeld, welches uns schützt und auch noch megageile Polarlichter serviert.

Bei Trappist-1 sind solche Ausbrüche sehr häufig, wie ein ungarisches Forscherteam herausgefunden hat. In den Rohdaten das Weltraumteleskops Kepler fanden sie innerhalb von 80 Tagen 42 Ausbrüche des Zwergsterns. Führen wir uns jetzt noch einmal vor Augen, wie nahe die Planeten um Trappist-1 kreisen, dürften die Folgen dieser Flares dort Hundert bis Zehntausend mal so groß, wie bei uns. Auf der Erde gibt es besagte Polarlichter und technische Systeme können betroffen sein. Rund um Trappist-1 dürfte „Alles ruckzuck durchgegrillt“ dagegen mehr sein, als ein äußerst mittelmäßiger Werbeslogan.

Also doch keine zweite Erde?

Wir müssen uns bei der Suche danach wohl daran gewöhnen, dass der zweite Blick uns enttäuschen könnte. Bei 100 bis 300 Milliarden Sternen allein in der Milchstraße, dürfte es aber durchaus noch einige Planetensysteme zu entdecken geben.

Und wir haben ja gerade erst angefangen.

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