Starmus La Palma 2025

Das Starmus - Festival findet dieses Jahr auf der Isla Bonita La Palma statt und ich bin nach 11 Jahren endlich wieder dabei!
Die Liste der Sprecher und die Bandbreite der Themen versprechen nicht nur ein Hochfest der Wissenschaft, sondern ziehen auch viele Besucher auf die die, von dem Vulkanausbruch vor vier Jahren schwer getroffene Insel. Und mit voller Absicht wurde der Ort Puerto Naos für die Hauptvorträge gewählt, der bis heute mit den Folgen der Katastrophe zu kämpfen hat.
Erstmalig finden neben den Vorträgen auch Starmus - Camps in Santa Cruz und Los Llanos statt, die mit einem Mix aus Musik, Experimenten, Spielen und dem Einsatz ganz vieler Helfer, vor allem an junge Menschen gerichtet sind. Dazu kommen Konzerte in Tazacorte und Santa Cruz und das 108 - Minuten -Meeting auf dem Roque de los Muchachos. Dadurch ist die ganze Insel eingebunden, was nur mit einer unglaublichen Unterstützung der Menschen vor Ort funktioniert. Wer helfen kann, hilft einfach. So ist das hier.
Auch erstmalig sind alle Veranstaltungen kostenfrei und jeder kann kommen, nur für die Hauptvorträge benötigt man ein Ticket mit personalisiertem QR-Code.

Starmus steht in diesem Jahr unter dem Motto The Island of the Stars und bietet einen wissenschaftlichen Rundumschlag in Richtung Zukunft. Die Sprecherinnen und Sprecher sind Weltspitze und das ist in keinster Weise übertrieben. Hier reiht sich Nobelpreis an Nobelpreis. Natürlich gibt es es viele Sprecher ohne Nobelpreis, aber wer hier auftritt ist, auf seinem Gebiet, absolut herausragend.
Gleichzeitig ist Starmus auf La Palma wieder, was es in seinen frühen Tagen war: Eine kunterbunte Wissenschaftsfamilie, in der Starallüren nicht nur albern, sondern auch unnötig sind. Ich habe also nicht nur viel gelernt, sondern auch viel gelacht.
Die Vielfalt der Themen ist in diesem Jahr enorm und reicht von Astrophysik, die man von Starmus kennt, bis zu Vulkanologie, die man solange von Starmus gewohnt ist, wie sie bitteschön auf anderen Planeten oder Monden erforscht wird. Diesmal nicht, denn der Vulkan befindet sich direkt vor der Haustür. Deshalb die Schöne und das Biest in neuer Besetzung mit La Isla Bonita in der Rolle der Schönen und The Beast in der Rolle des Biests. So nennen nämlich die Einwohner hier den Vulkan Tajogaite.
Zwischen allem und allen scheint eine kleine, ruhige Gestalt ständig bei jedem und überall zu sein: Garik Israelian, der gemeinsam mit Brian May Starmus 2011 aus der Taufe gehoben hat. Diesmal muss er das Ding ohne seinen Queen Gitarristen und Ex-Doktoranden wuppen, denn Brian May meldet sich mit Grippe ab und seine Ärzte haben ihm, aufgrund seines angeschlagenen Herzens das Fliegen untersagt. Furchtbar schade, aber Gesundheit geht vor und es war auch ohne Brian eine geile Zeit hier bei Starmus!
Ich habe meinen kleinen Reisebericht dieses Mal nicht entlang der Speaker, wie es 2014 der Fall war, aufgebaut, sondern bewege mich durch die großen Themengebiete, die uns alle betreffen.
Erst einmal ein bisschen La Palma:
Buchtipp: La Palma

Wenn Ihr La Palma sehr persönlich und mit viel Herz fotografiert anschauen möchtet, lege ich Euch das Fotobuch La Palma - La Isla Bonita von Inge Kroese und Maris Rietrums ans Herz. Die beiden sind tolle Fotografen, kennen und lieben die Insel und haben ein fotografisches Auge für versteckte Details, die uns glatt entgehen würden.
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Es ist vermutlich das einzige Buch...
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...über La Palma, das...
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...von einem Nobelpreisträger geadelt wurde!
Begegnungen
Hoffnung
Hoffnung
In dieses Kapitel fallen für mich vier der Speaker, weil Sie uns mit Ihren Geschichten, Zahlen, Daten oder Fakten, nicht nur sagen, dass wir unsere Probleme kennen, bewerten können und wissen, wie mögliche Lösungen aussehen können.

Die unvergleichliche, großartige Jane Goodall ist der Star des Festivals, indem Sie einfach nur die Geschichte ihres, seit 91 Jahren währenden Lebens erzählt. Ein Leben dass getrieben von Neugier, gefüllt von Ausdauer und Standhaftigkeit und noch und getragen vom dem festen Glauben, dass Hilfe zur Selbsthilfe die Menschen um sie herum befähigt ihren Weg weiterzugehen.
Als Verhaltensforscherin hat sie in jahrelangen Feldstudien das Verhalten von Schimpansen untersucht. Goodall hat das Sozialverhalten unserer nächsten Verwandten dokumentiert, ihre Fähigkeit, Werkzeuge zu benutzen belegt und Strategien erkannt, wie Schimpansen mit veränderten Situationen umgehen.
Im Zuge dieser Forschungen wurde ihr bewusst, dass Menschenaffen durch den ständig steigenden Ressourcenbedarf der Menschen um sie herum bedroht werden. Statt höhere Zäune zu errichten, stellte Goodall die Frage, warum der Ressourcenbedarf der Menschen, die in und um die Schutzgebiete herum lebten sich so rasant veränderte? Beantworten konnten diese Menschen selbst. Und die schlichte Antwort war, dass man über die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen, das gleiche für die Tiere erreichen würde. Aus dieser einfachen Erkenntnis heraus entstand das Jane Goodall Institute, dass mit cleveren Ideen, nicht nur für Tierschutz, sondern auch für Klimaschutz eintritt.
Der Physiknobelpreisträger Steven Chu begann seine Rede mit den Worten, dass er das Problem habe, nach Jane Goodall sprechen zu müssen.
Tatasächlich waren die Zuhörer von der großen, alten Dame der Verhaltensforschung noch so weggeflasht, dass es eine Weile brauchte, bis alle bei ihm waren. Dann gingen aber ganz schnell Köpfe hoch und Ohren auf, denn Steven Chu weiß, wie man Kohlendioxid aus der Atmosphäre holt!
Er stellt verschiedene Methoden vor, die:
- machbar sind
- bereits erforscht wurden,
- in Labor- oder Feldversuchen angewendet wurden und
- die finanzierbar sind.
Der ehemalige Energieminister unter Barrack Obama zeigt Verfahren, Daten und Bewertungen, um CO2 wikungsvoll zu reduzieren. Einige davon sind von höchst eleganter Einfachheit. Beispielsweise die Verwendung von Lavastaub zur Bindung des Klimaschädlings.
Nancy Knowlton
Nancy Knowlton ist amerikanische Biologin und eigentlich sehr stolz auf Ihre Mitmenschen, aber heute entschuldigt sie sich erstmal für ihren Präsidenten! Stolz ist die aber auf die vielen unter uns, die viel Gutes tun und Nancy Knowlton Mehtoden entwickelt hat, solche Verbesserungen zu finden und statistisch zu bewerten. Bright Spots nennt sie das und es ist eine Freude ihr auf der rasanten Reise von Kindersterblichkeit bis zu Erholung von Fischbeständen zu folgen. Es tut einfach gut, bei all der herrschenden Idiotie zu hören, dass Menschen Probleme gelöst haben und Dinge in die richtige Richtung gehen.
Wie wichtig das, offenbar auch für die anderen Zuhörer ist, hört man am Beifall, den sie bekommt.
Jane Lubchenco
Was bitte macht Jo Bidens ehemalige Direktorin für Klima und Umwelt eigentlich bei Starmus?
Das ist hier schließlich der Ort für Astronomie, möglichst abgefahrene Physik und Weltraumfahrer!
Ganz einfach, Jane Lubchenco befasst sich mit dem inneren Weltraum der Erde, den Ozeanen.
Und schon das ist falsch, wie uns gleich zu Beginn des Vortrages klar wird. Jane Lubchenco betrachtet nämlich nicht die Ozeane, sondern den Ozean! Und das ist absolut richtig, denn alle Weltmeere hängen miteinander zusammen und das Kartographen in einzelne Meere unterteilt haben, interessiert den Ozean nicht die Bohne. Auch den Müll und die Schadstoffe, die wir Menschen seit wir es können im Weltmeer entsorgen, kümmert das kaum. Genauso wenig wie es uns lange gekümmert hat, was wir dem Meer antun, denn wir hielten den Ozean lange für zu groß, als das wir ihn zerstören könnten.
In den letzten Jahren haben wir erkannt, wie falsch wir damit lagen, denn wir haben:
- riesige Inseln aus Plastikmüll,
- Mikroplastik in der maritimen Nahrungskette (die beim Menschen endet),
- Übersäuerung,
- Temperaturanstiege,
- Überfischung und
- Vergiftung
im Ozean entdeckt und das alles in erschreckendem Ausmaß.
Heute stehen wir als Verursacher vor diesen Problemen und sie erscheinen uns so groß, dass viele resignieren. Denn heute hören wir aus Wissenschaft und Politik häufig die Auffassung, die Probleme mit dem Ozean seien inzwischen zu groß, um sie zu lösen. Also Kopf in den Sand und an den Folgen von Dummheit und Lethargie aussterben?
Will niemand unbedingt und deshalb muss uns klar werden, dass wir zahlreiche globale und gemeinsame Ansätze brauchen, um den Ozean zu heilen. Denn der ist nicht nur Quelle unseres Lebens, sondern er hält uns auch am Leben und ist damit, in jeder Hinsicht zu groß, um ihn zu ignorieren!
Raumfahrer
Raumfahrer
Starmus ohne Raumfahrer wäre wie Waterloo ohne Napoleon.
Freut auf die NASA, die ESA und auf Frau Ansari!

Die anwesenden Astronautinnen und Astronauten sind in diesem Jahr durch drei Eigenschaften aus:
- vorwiegend weiblich,
- einzigartige Karriere und
- nicht mehr alle von der NASA!
Die fünf, die jetzt folgen, zeigen uns, wie bunt Weltraumfahrt heute ist und wieviel Wissen wir inzwischen aufgebaut haben, um ins All zu reisen, dort zu überleben und neue Wege für uns zu beschreiten.
Anousheh Ansari
ESA - Astronauten
Deep Space
Deep in Space
Allein die Anzahl der Sprecher macht klar: Die Wurzeln von Starmus liegen in der Astrophysik! Hier kommen die brilliantesten Köpfe, die wir fürs Universum haben an einem Stück, im Zehnerpack!

Astrophysik - Die Starmus DNA
Nicht nur, dass es hier Nobelpreise hagelt, nein die Astrophysiker und Astronomen haben dieses Mal auch eine irre Bandbreite an Themen dabei.
Denn die Astrophysiker und Astronomen waren die ersten in der Starmus - Familie, von so einem langhaarigen Queen - Gitarristen einmal abgesehen.
Und weil Mr. Starmus bei diesem Festival das erste Mal ohne Unterstützung von Brian May auskommen musste, weil er das ganze Ding allein gewuppt hat, überall und für jeden da war und dazu noch einen tollen Beitrag auf Tasche hatte, starten wir mit Garik Israelian.
John Mather und George Smoot
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John Mather Für alle, die Ihn noch nicht kennen: Das ist der geistige Vater des JWST und der Mann hat die Reststrahlung des Urknalls sichtbar gemacht.
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George Smoot Obwohl er als Astrophysiker auf ein ähnliches Portfolio, wie John Mather aufweisen kann, spricht George Smoot dieses mal über die Automatisierung in der Medizin, genau genommen in der Stammzelltherapie.
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John Mather Das Starmus Urgestein schlägt dieses Mal den weiten Bogen von der Entstehung der Universums bis zum Einsatz von K.I. in der Astrophysik.
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Nobelpreis Den Nobelpreis haben John Mather und George Smoot für die erste Vermessung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds, der auch als Echo des Urknalls bezeichnet wird, mit dem COBE - Satelliten erhalten.
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George Smoot Tritt das ein, brauchen wir Verfahren, um jede Verwechselung von Gen- oder Zellmaterial zu verhindern.
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John Mather Es geht ihm um Aufgaben, die eine K.I. besser hinbekommt, als Menschen. Beispielsweise die Klassifizierung von Galaxien, das Auffinden von erdähnlichen Exoplaneten oder die Auswertung der Gaia - Daten.
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Geroge Smoot Hier kommen inzwischen viele Verfahren und Theorien aus der Raumfahrt zum Einsatz.
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George Smoot In Zukunft werden genetische Verfahren in der Medizin vermutlich in viel weiteren Kreisen verwendet und es wird dadurch auf einen ganz bestimmten Patienten bezogene Datensätze, Zellkulturen oder Gensequenzen geben.
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David Eicher & Matt Mountain
Donna Strickland & Miguel Alcubierre
Lia Halloran & Kip Thorne
Calling E.T.
Jemand zu Hause da draußen?
Diese Drei wollen es wissen und wissen schon jetzt, wie man es anfangen muss:
Die Suche nach außerirdischem Leben, die Suche nach E.T.

Jill Tarter ist die große, alte Dame des SETI - Programms.
Wie der Name Search for extraterristrial intelligence schon sagt, sucht SETI nicht nach wie auch immer gestalteten Lebensformen in unserem Sonnensystem. Jill Tarter sucht nicht nach Mikroorganismen auf dem Mars, sondern nach ausserirdischen Zivilsationen!
Dabei geht es um solche Zivilisationen, die weit genug entwickelt sind, dass sie entweder selbst aktiv nach anderen suchen oder solchen, die technologisch erzeugte Signale im elektromagnetischen Spektrum ins All senden. SETI lauscht mit allerlei Ohren und auf allen möglichen Frequenzen ins All hinein, um Signale aller Art aufzuspüren. Sollte uns dabei tatsächlich jemand erreichen, muss diese Zivilisation verdammt viel weiter entwickelt sein, als wir. Denn sie muss mndestens unseren Entwicklungsstand gehabt haben, als sie das Signal abgesendet hat und das kann eine Ewigkeit her sein. Wie ich in meinem Artikel "Ist da wer?" dargelegt habe, ist eine wahrscheinliche Auflösung der Drake-Gleichung, dass sendende Zivilisationen in unserer Galaxie ca. alle 5.000 Lichtjahre anzutreffen sind.
Wenn wir also Post aus dem All erhalten, dürften die Absender 5.000 Jahre weiter entwickelt sein, als wir!
Mario Livio & Jim Bell
The Beast
The Beast
Einer darf bei Starmus auf La Palma natürlich nicht fehlen, denn er hat Starmus hierher gebracht: Der Tajogaite!
Der Vulkan, der 2021 plötzlich aus einer Bergwand empor wuchs und die Insel von September bis Dezember in ein Katastrophengebiet verwandelt hat. Die Vulkanologinnen Marie Edmonds und Costanza Bonadonna erforschen Vulkane und geben Antworten.

Der Vortrag von Marie Edmonds ist eine facettenreiche Erzählung darüber, was an Vulkanen gut und was daran schlecht ist. Ein Ausbruch ist per se erstmal schlecht, kann man auf La Palma überdeutlich beobachten. Fassen wir unsere Beoachtung jedoch in einem größerem zeitlichen Rahmen, entsteht daraus viel Gutes. Schließlich haben Vulkane vor Milliarden von Jahren die organischen Substanzen hervorgebracht, aus denen auf der Erde das Leben und schließlich auch wir entstanden sind.
Costanza Bonadonna dagegen ist die Frau fürs Detail. Sie erforscht seit 2021 den Ausbruch des Tajogaite. Sie kann viel über die Vorzeichen des Ausbruchs berichten, zeigt Satellitenaufnahmen, Landkarten, Aufnahmen des Berghangs vor dem Ausbruch, als es den Vulkan noch nicht gab und Aufnahmen der Explosion selbst.
Bei soviel Information bin ich natürlich neugierig geworden und habe geschaut, von welchen Punkten man das Biest gut in Augenschein nehmen kann. Dabei muss man dort auch noch hin dürfen, denn viele Zonen um den Vulkan dürfen nur mit geschulten Guides oder gar nicht betreten werden. Schwefelgase und Kohlendioxid machen des engere Umfeld immer noch zu Todeszonen. Also nach den Bildern von Marie Edmonds und Costanza Bonadonna, habe ich Euch hoffentlich ein paar brauchbare Aufnahmen vom Tajogaite mitgebracht.
Constanza Bonnadonna & Marie Edmonds
Künstliche Intelligenz
K.I.
In diesem Jahr geht es bei Starmus viel um künstliche Intelligenz. In der Raumfahrt, der Astrophysik und der Suche nach der 2. Erde kommt K.I. zum Einsatz und hier kommen zwei, die jede Intelligenz an ihre Grenze führen:
Chema Alonso und Bernhard Schölkopff!

Ist K.I. intelligent und kann man eine K.I. hacken?
Das sind Fragen, mit denen sich Bernhard Schölkopff und Cheva Alonso befassen.
Ob solche Fragen von Bedeutung sind? Ganz sicher, denn von Leuten wie Alonso und Schölkopff hängt es ab, wie die K.I. künftig mit uns umgeht.
Wenn Ihr selber einmal die Wertschätzung einer K.I. uns Menschen gegenüber erleben möchtet, bittet doch mal ChatGPT darum, die Vernichtung der Menschheit zu planen. Erschreckt aber nicht zu sehr, wenn Ihr einen Plan erhaltet. Schließlich will so eine K.I. ja nur spielen.