Was leistet so ein 'Fernrohr' eigentlich?

Bis zu 500-facher Vergrößerung! KAUFEN SIE JETZT!

Gerade in Kaufhäusern und gerade zur Weihnachtszeit stößt man immer wieder auf supergünstige Teleskope. Die Daten auf der Verpackung versprechen das Universum zum Schnäppchenpreis. Die Werbebotschaften werden durch hübsche Bilder auf dem Karton, die beispielsweise den Saturn oder den Andromedanebel in allen Details zeigen, verführerisch unterstützt.
Was man dann daheim auspackt, ist ein 50 mm Refraktor auf azimutaler Wackelmontierung und einem Stativ mit Streichholzbeinchen. Einfacher gesagt ein großes Stück Plastik mit ein wenig Metall dabei und der Leistung eines Taschenfernrohrs. Dabei bekommt man auch in Kaufhäusern schon recht brauchbare Geräte
Was ein Teleskop wirklich leistet lässt sich sehr leicht ausrechnen. Sie finden auf so ziemlich jeder Verpackung die Brennweite des Teleskops. Das ist meist ein Wert zwischen 500 mm und 2000 mm. Dazu steht noch ein Wert für die Öffnung (Spiegel- oder Linsendurchmesser) drauf. Was Sie jetzt noch brauchen sind die Brennweiten der mitgelieferten Okulare und schon kann's losgehen.
Indem Sie die Brennweite des Teleskops durch die eines Okulares teilen, erhalten Sie die Vergrößerung, die das Teleskop mit dem besagten Okular erzeugt. Für ein 900 mm Teleskop mit einem 9 mm Okular ergäbe sich also eine Vergrößerung von 100 : 1. Um herauszufinden, ob diese Vergrößerung für dieses Teleskop noch sinnvoll ist gilt eine einfache Faustregel: Die Öffnung in mm ist gleich der maximal sinnvollen Vergrößerung * 2. Hätte unser Teleskop beispielsweise eine Öffnung von 114 mm, wäre das 9 mm Okular also eine sinnvolle Sache. Die maximale Vergrößerung für dieses Teleskop läge bei ca. 230 : 1.

Sehen Sie mehr!
Die Leistung eines Teleskops hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten sind:

* das Teleskop,


* der Standort,


* die Umgebungsbedingungen und


* Sie!

Was Teleskope unterschiedlicher Bauart und Größe leisten, haben wir anhand der Berechnungen ja schon gesehen. Mindestens ebenso wichtig, wie das Gerät selbst ist jedoch der Ort, von dem aus Sie Ihre Sternentour machen wollen. Hier ein paar Standortfaktoren:

* Stellen Sie Ihr Teleskop nicht im Wohnzimmer auf, um durch die Fensterscheibe zu beobachten. Das Glas hat nämlich eine gewisse Filterwirkung, es spiegelt und kann verschmutzt sein. Zudem steigt an den kühleren Fenstern die warme Luft im Zimmer nach oben. Diese Strömung verursacht an der Scheibe eine erhebliche Luftunruhe und das Bild flimmert.


* Meiden Sie möglichst die Nähe von Gebäuden. Die geben nämlich in der Nacht die am Tag entwickelte Wärme an die Umgebung ab oder werden auch nachts beheizt. Das bringt die umgebende Luft in Wallung, so dass auch hier ein gewisses Flimmern auftritt.

* Weg vom Licht ist eine der grundlegensten Regeln bei astronomischen Beobachtungen. Jedes Fremdlicht (Strassenbeleuchtung, Autos, Hausbeleuchtung) überblendet lichtschwache Objekte am Himmel. In der Astronomie wird dieser Effekt als Lichtverschmutzung bezeichnet. Deshalb neige ich auch dazu, sogenannte Skybeamer von Discotheken oder Stadien auf den wohlverdienten Schrottplatz zu wünschen.
Wenn Sie in einer Stadt wohnen und ihr Teleskop nicht an einen dunklen Ort transportieren möchten oder können, tun es der Balkon oder der Hinterhof selbstverständlich auch. Nur halt mit den beschriebenen Einschränkungen. Kommen wir zu den Umgebungsbedingungen:

* Wie schon gesagt ist Fremdlicht grundsätzlich Käse. Leider ist es in Deutschland eher die Regel, als die Ausnahme.

* Starker Wind ist ebenfalls problematisch, weil dann die Atmosphäre sehr unruhig ist. Zusätzlich versetzt der Wind Teleskope auf leichten Montierungen in Schwingungen. Das kann die Beobachtungsfreude erheblich trüben.


* Wenn Sie Taschenlampen oder ein Notebook verwenden, sorgen Sie dafür, dass diese Rotlicht abgeben. Weißes Licht blendet die Augen und lässt sie weniger sehen. Rotlichttaschenlampen gibt es beim Astrohändler. Den Monitor des Notebooks können Sie mit einer transparenten, roten Folie abdecken. Die gibt es im Schreibwaren- oder Bastelladen. Einige Programme (Giotto beispielsweise) lassen sich in einen Nachtmodus schalten, der die Folie überflüssig macht.


* Objekte, die tief über dem Horizont stehen, sind schwieriger zu beobachten. Sie flimmern stärker und lassen sich nur schwer scharfstellen. Objekte, die sich hoch am Himmel befinden, wirken dagegen klarer und leuchtkräftiger. Dieser Umstand ergibt sich aus dem Effekt, dass die Lichtstrahlen des tiefer stehenden Himmelskörpers einen längeren Weg durch die Erdatmosphäre zurücklegen müssen, bis sie bei Ihnen ankommen. Damit ist auch der Weg durch die dichteren, unruhigeren und staubigeren unteren Luftschichten länger. Und das beinträchtigt die Beobachtungsqualität.

* Lassen Sie ihr Teleskop möglichst eine Stunde lang am Beoachtungsort auskühlen. Das ist besonders bei Spiegelteleskopen wichtig, um eine optimale Abbildungsqualität zu erzielen.

Astronomen bezeichnen die Beoachtungsbedingungen mit dem Begriff Seeing.
Hier eine Einteilung in 5 Stufen:

* 1 (perfect) Sehr ruhiges Bild, sehr gute Sicht. Bei Nacht Sterne bis 6.Größe sichtbar.

* 2 (slight) Leicht bewegtes Bild, gute Sicht. Bei Nacht Sterne bis 5.Größe sichtbar.

* 3 (moderate) Bewegtes Bild, mässige Sicht. Bei Nacht Sterne bis 3.Größe sichtbar.

* 4 (poor) Unruhiges Bild, schlechte Sicht. Bei Nacht Sterne nur von 1. - 2. Größe sichtbar.

* 5 (very bad) Sehr unruhiges Bild, sehr schlechte Sicht. Bei Nacht keine Sterne zusehen.

Was uns diese 5 Punkte sagen wollen ist: Wolken sind Müll!
Der letzte Faktor, den wir im Bezug auf astronomische Beobachtungen maßgeblich verbessern können, sind Sie selbst!
Keine Panik, Sie werden jetzt nicht genetisch "astro-optimiert" oder über ins Rückenmark eingepflanzte Mikrochips mit astronomischen Werten gefüttert!
Es geht hier nur um die Adaption ihrer Augen. Wenn Sie, bevor Sie mit Beobachtung beginnen ca. 10 - 15 Minuten in der Dunkelheit verbringen, wirkt das auf ihre Sehfähigkeit, wie ein Nachbrenner bei einem Düsenjet! Es ist zwar eine endlos lange Zeit, aber wenn es Ihnen gelingt, vor Beginn der Beobachtung 10 Minuten lang die Augen zu schließen, verzeichnen Sie den größten Erfolg.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen